...

Die Vorteile der Nacktschnecken oder: Mein Frühling mit Ursula

Geschrieben am: 3. Mai 2025
Von: Claudia Mertens

Was ist der Vorteil wenn man einen Garten hat der bei anderen eher unter dem Begriff „Urwald“ eingeordnet würde? Richtig, manchmal verliert man selber den Überblick und kann nicht mit Sicherheit sagen, ob, und wenn ja wo genau, man welche Pflanze überhaupt hingesetzt hat. So lebt man viele Jahre entspannt im Einklang mit seinem Garten, bis man sich eines schönen Frühjahrs in den Kopf setzt, dass eigener Salat - oder mal eine Zucchini doch auch was Tolles wären.
Dann hat man auf einmal ordentliche Reihen - und jede Lücke, in der Vortags noch so verheißungsvollen Reihe, ist ein persönlicher Angriff auf die Gärtnerehre.

So jedenfalls habe ich es empfunden und mich gefragt, was um alles in der Welt ich tun kann - so viele Tricks erfragt, so viele erfolglos getestet so viel Frust aufgebaut - bis: Die erste Nacht mit Ursula anbrach.
Ich hatte mich darauf verlegt die Schnecken abzusammeln und im Eimerchen über die Straße zu tragen. (NICHT lachen!!! - na gut, vielleicht ein bisschen)

Das war schleimig und außerdem brachte es mich um meinen kostbaren Schlaf und war überhaupt nicht lustig - vor allem in dieser Nacht nicht, da regnete es auch noch! Ich grummelte also so vor mich hin - bis das Licht meiner Taschenlampe auf einem feuchten Körper leuchtete, der das Licht irgendwie anders reflektierte, als eine Schnecke - Ursula saß auf dem obersten Brett der hölzernen Beeteinfassung und pumpte zufrieden pulsierend Luft durch ihre weiche, weißbraun marmorierte Kehle. Sie genoss den warmen Frühjahrsregen und freute sich ganz im Gegensatz zu mir unbändig darauf der ersten leckeren kleinen Schnecke des Abends zu begegnen.

Ursula freut sich auf ihr erstes Schneckchen

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Erdkröten (auch jene, die nicht von leicht verschrobenen Geistern „Ursula“ getauft werden) sehr ortstreu seien. Nach dieser ersten Begegnung wollte ich das gleich mal überprüfen – und ich kann es nur bestätigen. Ursula war den ganzen Sommer lang nicht nur sehr ortstreu, sondern auch sehr pünktlich.

Meine Versuchsreihe war so aufgebaut, dass ich jeden Abend fünf Minuten früher in den Garten ging um zu schauen, wo Ursula war – mit jedem Abend freute ich mich übrigens mehr auf meine tägliche – Entschuldigung: nächtliche Schneckenjagd. So entdeckte ich nach fünf Tagen die Fuge zwischen zwei Brettern, hinter denen Ursula offenbar den Tag verbrachte, um dann Abends pünktlich um zehn Minuten nach acht aus ihrer Ritze zu kriechen.

Wenn ich noch früher kam, dann blinzelte mich ihr Bernsteinauge aus dem Spalt an. Wir haben uns dann den ganzen Sommer jeden Abend angeregt unterhalten - leider ließ Ursula sich nicht füttern - und ich bin schon rasend gespannt auf die erste Schneckenjagd des neuen Jahres - ob Ursula über Winter umgezogen ist? Allerdings habe ich trotz dieser Vorfreude beschlossen meine Schneckenstrategie mithilfe von Schneckenzäunen bzw. Schneckenkragen zu verfeinern - ich schlafe nachts einfach zu gerne - Kröte hin oder her!

Etwas schlechter in der Schneckenabwehr, aber dafür weniger scheu - Ton-Ursula!

Doch schaut bei den Hochbeeten mal ganz genau hin - vielleicht findet ihr die kleine Tonstatue die Ursula in unserem Garten verewigt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Seraphinite AcceleratorOptimized by Seraphinite Accelerator
Turns on site high speed to be attractive for people and search engines.